Unternehmensnachfolge für KMU: Stilllegung oder Chance für echte Entrepreneure?

Unternehmensnachfolge, speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), ist ein betriebswirtschaftlich, rechtlich und nicht zuletzt emotional tiefgreifender Einschnitt. Besonders Familienunternehmen stehen vor einer komplexen Herausforderung, da hier Geschäftsführung und Eigentum in einer Hand liegen. Der nachfolgende Blog-Beitrag gibt einen Ein- und Überblick zum komplexen Thema Unternehmensübernahme.

1. Unternehmensnachfolge im Mittelstand – Tendenz leider negativ

Erfolgreiches Unternehmertum bildet das Rückgrat der Wirtschaft – und Nachfolge spielt eine zentrale Rolle in puncto Kontinuität. Familienunternehmen und KMUs sind gesamtwirtschaftlich wichtige Player: ob Arbeitsplätze, Innovationen oder lokale Wertschöpfung.

Die ökonomische Gesamtlage spiegelt sich auch in der herausfordernden Situation für Mittelstandsunternehmen wider. Ist das Alter für einen neuen Lebensweg erreicht, fehlt oft die Lösung fürs Unternehmen. So bleiben Stilllegung und Rückzug statt Familiennachfolge leider nicht die Ausnahme.

Es gibt verschiedene Gründe für die Schließung eines Unternehmens. Dazu zählen etwa fehlendes Interesse innerhalb der Familie oder die Unternehmenslage. Eine negative Perspektive macht eine Unternehmens-Stilllegung durchaus nachvollziehbar.

Für den Nachfolger steht so die Finanzierung der Übernahme ganz oben auf der Agenda. Aktuell kommt auf jede Nachfolge im Mittelstand etwa eine Stilllegung. Bis Ende des Jahres 2025 streben rund 600.000 der mittelständischen Unternehmen die eine oder andere Nachfolgelösung an.

2. Nachfolgeregelung – Hindernisse, Herausforderungen … Lösungen?

Die Unternehmensnachfolge ist ein entscheidender Schritt im Lebenszyklus eines Unternehmens, der Nachfolgeprozess komplex. Es ist herausfordernd, einen geeigneten Nachfolger mit Unternehmer-Gen zu finden, der die fachlichen Kompetenzen mitbringt und die Unternehmenswerte weiterträgt.

Demografisch betrachtet, gibt es dazu weniger gründungsstarke Jahrgänge, aber mehr Unternehmer, die das Ruhestandsalter erreichen. Folge: Fast die Hälfte will das Unternehmen an Externe verkaufen. Obwohl auf der Wunschliste des Unternehmertums eine familieninterne Nachfolge ganz oben stünde.

Über 50 Prozent favorisieren diese Variante, erst dann folgt der Verkauf an Externe oder Mitarbeitende. Insgesamt „planen“ rund 190.000 Mittelständler bis Ende des Jahres 2026 ohne Nachfolgeregelung aus dem Markt auszutreten.

3. Statt Stillegung – Nachfolge(r) evaluieren und den Weg bereiten

Bei der Suche nach einem passenden Nachfolger sind nicht alle Vorstellungen kompatibel. Der aktuellen Nachfolge-Generation bleiben oft alte Strukturen und Firmenkulturen fremd. Heute gilt es als hip, ein Start-up zu gründen, anstatt ein existierendes Unternehmen zu übernehmen.

Grundsätzlich sollten alle Nachfolgelösungen akribisch vorbereitet werden. Dazu gehören Nachfolgerwahl, zuvorderst klare Übergaberegelungen – mit einem Konzept für Unternehmensnachfolge und Familie – gefolgt von Rechts- und Steueraspekten und Unternehmensbewertung.

Diverse Nachfolgevarianten sind realisierbar. Von Family-Buy-out, Unternehmensübergabe innerhalb der Familie, über Management- oder Employee-Buy-out bis zum Management Buy-in/Leveraged Buy-out: Externe Käufer übernehmen das Ruder.

So sind strategische Wettbewerber als Kaufinteressenten vorstellbar. Investoren (Stichwort: Private Equity) mit Interesse an der Übernahme und Weiterführung des Unternehmens bringen neben der Finanzierung bestenfalls auch neues Know-how ein.

4. Lebenswerk weitergeben – durchstarten für neue Herausforderungen

Eine Nachfolge sollte immer frühzeitig angegangen werden, um genügend Zeit für die Vorbereitung und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. So erhöhen sich die Chancen für die nächste Generation. Denn neben Kontinuität und Tradition sind für die Führung von (Familien)Unternehmen und KMUs heute vor allem innovative Konzepte und visionäres Denken wichtig.

Schließlich warten in den nächsten Jahren zahlreiche disruptive Herausforderungen auf die Nachfolger. Die neue Unternehmergeneration muss die wichtigen Themen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel oder Industrie 4.0 anpacken, vorantreiben und sich zukunftsfähig aufstellen.

Oftmals ist dabei auch eine Veränderung der Unternehmenskultur (Stichwort „New Work“) zu etablieren, um für junge Nachwuchs- und Führungskräfte attraktiv zu werden.

5. (Auch) Die Politik ist gefragt

Der volatile Mix aus geschäftlichen wie gesellschaftlichen Unsicherheiten und ein sinkendes Interesse an Unternehmensübernahmen (nicht nur bei KMUs) ist eine kritische Gemengelage. Gegensteuern ist – auch seitens der Politik – erforderlich. Ganz oben auf der Agenda stehen seit Jahren Bürokratie-Abbau und ein reformiertes Steuerrecht. Die meisten Unternehmer sehen sich durch viele (neue) Vorgaben überfordert und ausgebremst.

Auch die staatliche Erleichterung von Finanzierungswegen und finanzielle Unterstützung bei der Unternehmensnachfolge gehören in diesen Kontext – wie die Digitalisierung und nachhaltigkeitsorientierte Transformation der Gesamtgesellschaft. Handeln statt Reden ist angesagt.

Ein positives Beispiel ist die Initiative der Bundesregierung „Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“. Sie hat das Ziel, Unternehmen mit potenziellen Nachfolgern zusammenzubringen.

Fazit

Bei der Unternehmensnachfolge werden entscheidende Weichen für die Zukunft von Unternehmen und Unternehmertum gestellt. Der Nachfolgeprozess verlangt dazu ein solides, zukunftssichereres Geschäftsmodell. Eine erfolgreiche Nachfolge ermöglicht Fortsetzung der Unternehmensgeschichte und bringt neue Impulse und Innovationen.

Die rechtzeitige Planung und die sorgfältige Auswahl des passenden Nachfolgers sind entscheidend für den Erfolg dieses Prozesses. In der Zusammenarbeit zwischen dem ausscheidenden Unternehmer und dem Nachfolger liegt die Chance, Tradition und Innovation in Einklang zu bringen und das Unternehmen für kommende Herausforderungen gut aufzustellen.

Damit Sie Ihr Lebenswerk ruhigen Gewissens übergeben und Ihren wohlverdienten Lebensabend genießen können, beraten und begleiten wir Sie als etablierte Unternehmensberatung in der Region D-A-CH rund ums Thema Unternehmensnachfolge. Nehmen Sie gern Kontakt auf – wir freuen uns.

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