Mit Kurs auf Klimafreundlichkeit
„Zukunftsfonds“ jetzt startklar
„Unser Ziel ist, dass die deutsche Automobilindustrie die klimafreundlichen Autos der Zukunft baut, neue Arbeitsplätze entstehen und Wertschöpfung erhalten bleibt," Mit diesen Worten richtete sich Finanzminister Olaf Scholz beim letzten „Autogipfel“ an die Öffentlichkeit. Damit dieses ehrgeizige Vorhaben gelingt, soll Deutschlands wichtigster Industriezweig bis 2025 nun eine Milliarde Euro erhalten. Der Hilfsfonds wurden bereits im November vergangenen Jahres zugesichert, seit kurzem ist es offiziell: Die Automobilbranche soll fit für die Zukunft gemacht werden. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Punkte vor.
Regionale Thinktanks fördern
„Weg vom Verbrenner, hin zum E-Auto“ – so der Konsens der Politik. Das Problem dabei: Die kleinen und mittelständischen Zulieferer haben ihre Betriebsstrukturen über viele Jahre hinweg auf den Verbrenner ausgerichtet, für eine derart umfassende Transformation fehlt es an Geld, Ressourcen und Know-how.
An diesem Punkt setzen die ersten 340 Millionen Euro an. Denn mit dem Geld sollen regional ausgerichtete Thinktanks entstehen, sogenannte „Transformationsnetzwerke“. In der Praxis bedeutet das: Betroffene Regionen können sich jährlich einen Teil des Geldes sichern, um konkrete Konzepte für eine klimafreundliche Umstrukturierung der ansässigen Betriebe voranzutreiben. Dabei stehen auch die Vernetzung und der Wissenstransfer im Fokus. Aus vielen Regionen Deutschlands mit starker Automobilausprägung kommt bereits großes Interesse für dieses Vorhaben.
Digitalisierung als „Erfolgskatalysator”
Weitere 340 Millionen sollen für digitale Lösungen verwendet werden. Der gebildete Expertenausschuss zum Zukunftsfonds ist sich darüber einig, dass die Digitalisierung als Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation der Automobilbranche verstanden werden müsse. Die Politik strebt hier ein ganzheitliches Vorgehen an, aus dem letztendlich neue Chancen entstehen können. Das beinhaltet u.a. die Förderung von innovativen Betriebssystemen, Softwareangeboten und Technologien zum autonomen Fahren, aber auch gezielten Support für Start-ups, die im Bereich der Automobil-Digitalisierung tätig sind.
Wertschöpfungsketten neugestalten
Mit dem dritten Teil der Milliarde sollen überwiegend mittelständische Unternehmen dabei unterstützt werden, die eigene Fertigung auf nachhaltigere Bahnen zu lenken und damit den Weg zu flächendeckender Elektromobilität zu ebnen. Sprich 320 Millionen, um vorhandene Produktionen auf E-Antriebe oder Brennstoffzellen umzustellen. Darüber hinaus liegt der Schwerpunkt ebenso auf optimierten Wertschöpfungsketten und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Ergänzt wird dieses Angebot mit Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten der Branche.
14 Millionen E-Autos bis 2030
Deutschland will seine Rolle als progressiver Automobil-Standort auch in Zukunft nicht verlieren. Bis 2030 sollen mindestens 14 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein, so heißt es aus den Reihen der Hilfsfonds-Experten. Mit ihren Empfehlungen ist ein erster Schritt getan, auch wenn die Verkehrsexperten der Umweltverbände sich ein höheres Tempo bei dieser Transformation gewünscht hätten. Die Klimakrise ist mittlerweile im Programm aller Parteien angekommen. Doch während für die einen der Abschied vom Verbrenner gar nicht früh genug kommen kann, befürworten die anderen einen moderaten und vor allem wirtschaftsschonenden Übergang.
Von Seiten des Verbands der Automobilindustrie (VDA) kommt Lob für den „Zukunftsfonds“, wenngleich die Präsidentin Hildegard Müller betont, dass auch bei der Planung zur Ladeinfrastruktur für E-Autos unbedingt nachgebessert werden müsse. Auch wie es bei der Entwicklung alternativer Kraftstoffe weitergeht, bleibt ungewiss. Aus IG Metall Kreisen heißt es: „Vor allem kleineren Unternehmen macht der Umbruch zu alternativen Antrieben, Digitalisierung und Vernetzung zu schaffen.“ Hier drohen diesen Zulieferern enorme Auftragsverluste. Vor allem die vorgeschlagenen, regionalen Netzwerke müssten schnell umgesetzt werden, sonst stünden sehr schnell viele Arbeitsplätze auf dem Spiel.
„Wir wollen, dass die Mobilität der Zukunft auch weiterhin Mobilität ,made in Germany‘ ist. Daher ist der 1 Milliarde Euro umfassende Zukunftsfonds Automobilindustrie ein wichtiges Instrument, um die Transformation in der Automobilindustrie zu begleiten und Arbeitsplätze zu sichern.“, so Wirtschaftsminister Peter Altmaier – ein Statement, das schon bald auf dem Prüfstand stehen wird.
Der Hilfsfonds aus Expertensicht
Als langjährige Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Automobilbranche begleitet die Schaffer & Collegen GmbH seit Jahren viele mittelständische Unternehmen aus diesem Bereich. Ausgehend von unserem Erfahrungsschatz, aber auch unter Berücksichtigung aktueller Statistiken, können wir den beschlossenen Zukunftsfonds nicht mit der gleichen Euphorie bewerten wie die Politik. Für das Jahr 2020 beläuft sich der Umsatz der deutschen Autoindustrie auf ca. 378 Milliarden Euro (Quelle: Statista 01.07.2021). Die Dotierung des „Zukunftsfonds“ entspricht daher weniger als 0,3% dieser Summe und kann aus unserer Sicht als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein interpretiert werden – ein ernüchterndes Fazit, doch für eine Wende in Automobilbranche wären andere Signale nötig gewesen.
Für die betroffenen Unternehmen gilt es nun, die vorhanden Chancen bestmöglich zu nutzen, aber auch selbst Initiative für einen innovativen Umbruch zu ergreifen und die notwendigen Anpassungsmaßnahmen effektiv und zukunftsgerichtet zu entwickeln. Die Schaffer & Collegen GmbH ist der ideale Partner für diesen Transformationsprozess.